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Gestern wurde ich Zeugin eines Gesprächs zwischen Oma und Enkel, die offensichtlich auf dem Heimweg von der Schule bzw. der Nachmittagsbetreuung waren. Sie saßen im Bus eine Reihe vor mir und während die Großmutter schweigend vor sich hinstarrte, wetzte der junge Mann auf seiner Sitzfläche hin und her und betrachtete interessiert die vorbeihuschende Landschaft. 

Plötzlich und unvermutet fielen folgende Worte: “ Du bist ja wirklich arm, jetzt hast du ein paar Tage frei und das Wetter ist so furchtbar.“ Der Bub blickte weiter unbeirrt auf seine Umwelt. Ebenso unbeeindruckt sprach die Großmutter weiter wie ungerecht, schrecklich und katastrophal die Wettersituation gerade jetzt, zum langen Pfingstwochenende doch sei.

Irgendwann wandte sich der Enkel seiner Oma zu fragte nur: „Warum ist das Wetter so böse?“

Nachdem nun eine trockene, meteorologische Erklärung folgte, klinkte ich mich aus dem Gespräch aus und begann meinen eigenen Gedankengängen nachzuhängen:

Kann man freie Tage nur genießen, wenn die Sonne lacht?

Wird man vom Wetter ungerecht bestraft?

Wie würde unser Plantet aussehen, gäbe es keine Regentage?

Ist das Wetter wirklich bösartig und wartet nur darauf uns unsere Urlaubstage vermiesen zu können?

Zugegeben, alles kann über das Ziel hinausschießen und dieses Zuviel löst dann mitunter Naturkatastrophen aus, ebenso gibt es Unternehmungen, die bei gutem Wetter definitiv angenehmer sind.
Doch auch der Regen und die Wolken können schöne Seiten haben, wenn man sie sehen möchte.

Wann haben wir aufgehört in kindlicher Neugier die Welt um uns zu erforschen, egal welches Wetter gerade herrschte?

Warum haben wir begonnen alles – auch das Wetter – in einen Wertekatalog zu pressen?

Wurde jedem von uns schon seit frühester Kindheit eingeimpft, dass nur bei Sonnenschein Spaß, Erholung, gute Laune, Belohnung und beglückende Momente stattfinden können?

Und vor allem, wo haben wir die Fähigkeit verloren uns zu spüren und unsere Freizeit nach unseren Wünschen und Bedürfnissen zu gestallten – denn das ist, mit ein bisschen Flexibilität, bei jedem Wetter möglich.

In diesem Sinne wünsch ich allen ein authentisches und freudvolles Pfingstwochenende.